Tag 14
In Japan ist es wohl nicht üblich, am Wochenende Ausflüge zu machen. Ich mache mich dennoch – mit vielen anderen Touristen – auf den Weg, der spektakuläre Meerblick vom Zugfenster aus lässt viel Schönes erwarten.
Die Stadt Otaru ist heute mein Ziel. Der Name stammt aus dem Ainu, der Sprache der Ureinwohner Hokkaidos, die immer noch im Norden der Insel leben, und bedeutet vermutlich „Fluss, der durch den Sand fließt“. Otaru war bis in die 1950er Jahre die bevölkerungsstärkste Stadt Hokkaidos, bevor sie dann von Sapporo abgelöst wurde. Bevor ich mich aber später in der Dämmerung über den Snow Light Path freuen werde, der jährlich etwa eine halbe Million Menschen anzieht, steige ich in den Regionalzug nach Yoichi, einer Empfehlung Ullis folgend.
In der Yoichi Distillery wird seit 1934 feinster Whisky hergestellt und die Geschichte der Manufaktur beeindruckt mich sehr. Der Gründer, Masataka Taketsuru, ging vor etwa hundert Jahren als junger Mann nach Schottland, um die Kunst der Whiskyherstellung zu studieren. Dort lernte er seine spätere Frau Rita kennen, die mit ihm nach Japan zurückkehrte.
Gemeinsam konnten sie den Traum Taketsurus verwirklichen und gründeten die erste Whisky-Destillerie Japans. Yoichi haben sie auf Grund der guten klimatischen Verhältnisse gewählt, die wohl denen Schottlands sehr ähnlich sind. Seit 1940 heißt die Firma Nikka Whisky und man kann in Yoichi das Gelände, auf dem immer noch traditionell produziert wird, besichtigen. Von der Führung in japanischer Sprache verabschiede ich mich bald und sehe mir auf eigene Faust die Ausstellung an. Im „Tasting Room“ kann man verschiedene Whisky-Sorten kostenlos probieren, was ich – natürlich in Maßen – auch getan habe 🙂 Ich bin keine Whisky-Kennerin, aber ich muss schon sagen, dass ich nachvollziehen kann, dass Nikka-Whisky weltweit begehrt ist.
Beschwingt mache ich mich auf zum Bahnhof und nehme noch den Eindruck einer typisch japanischen Kleinstadt mit.
Zurück in Otaru freue ich mich an den vielen Lichtern, die eine ganz wunderbare Atmosphäre in der Stadt schaffen. Es wird um diese Zeit immer schon sehr früh dunkel, daher passt mein Timing perfekt und ich laufe glücklich durch die Stadt, bevor mich der Rapid Airport zurück nach Chitose bringt.
Morgen beginnt meine letzte Arbeitswoche, die Tage sind wie im Flug vergangen! Hab schon meine Sitzplätze für den Zug am Morgen reserviert, so können die nächsten Tage immer gut starten 🙂 Oyasumi nasai! Gute Nacht!