Hölle und Himmel

Tag 7

Heute löse ich meinen bereits in München gekauften Gutschein für den Japan Rail Pass ein. Drei Wochen kann ich nun alle Züge in ganz Japan nutzen, auch den „Shinkansen“, mit dem ich in meiner Urlaubswoche von Tokyo nach Kyoto fahren werde (nur den superschnellen „Shinkansen“ darf ich leider nicht nehmen, schade…).

Mein Sonntagsziel ist das Hell Valley in Noburibetsu im Süden von Sapporo, hat Ulli-san mir empfohlen – ein Supertipp, wie ich schnell merke. Den richtigen Zug und das richtige Gleis finde ich ohne Probleme, auch wenn die Anzeigetafeln für mich natürlich nicht lesbar sind. Aber zum Glück sind die Uhrzeit und das Gleis in arabischen Ziffern angegeben, wunderbar!

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Mit dem JR-Pass kann man kostenfrei einen Sitzplatz reservieren, dadurch reise ich sehr entspannt hin und zurück. Ein Linienbus bringt mich und viele andere – asiatische – Touristen in den Ort in den Bergen, der bekannt ist für seine heißen Quellen, in denen man auch baden kann. Ein bisschen kommt es mir vor wie bei uns am Königssee: Viele Reisebusse liefern viele Touristen an, die in vielen Hotels übernachten und in vielen Souvenirläden einkaufen… Doch schon wenige Meter entfernt und ein paar Meter höher in den Bergen taucht man ein in diese großartige Landschaft! Die heißen Quellen sind wie kleine Vulkane und stoßen ihren Atem aus in die eiskalte Luft. Es brodelt und blubbert und ich kann mich fast nicht satt sehen.

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Aber das Schönste erwartet mich noch 🙂 Man kann in den großen Hotels als Tagesgast ins „onsen“ gehen, was man eigentlich mit „japanischer Badezeremonie“ umschreiben kann. Japanerinnen und Japaner machen das regelmäßig nach der Arbeit und am Wochenende und lassen so die Anstrengungen des Tages hinter sich. Männer und Frauen sind dabei strikt getrennt. Nach einer ausgiebigen obligatorischen Säuberungsaktion sitzt man entspannt in kleinen Becken mit über vierzig Grad heißem Wasser und lässt die Seele baumeln. Mein Blick wandert über die tolle Landschaft, durch die ich vorher schon gelaufen bin, und ich wage mich auch hinaus in ein Becken im Freien. Dazwischen wandelt man umher und genießt. Einfach nur schön! Nächste Woche habe ich im Rahmen meines Austauschprogrammes nochmal Gelegenheit, ins onsen zu gehen, toll!

Auf dem Rückweg zur Bushaltestelle – es wird schon langsam dunkel – bietet sich mir noch ein kleines Spektakel: Der Schrein des Höllenkönigs Enma ist illuminiert und sphärische Musik wird eingespielt, die Menschen bleiben stehen und sind beeindruckt.

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Aber warum Höllenkönig und Höllental? Heute können wir diese Phänomene physikalisch erklären, doch ich vermute, dass die heißen Quellen mit ihren Rauchschwaden den Menschen früher „höllischen“ Respekt eingeflößt haben. Also, für mich war der Tag heute das Gegenteil, nämlich ein himmlisches Vergnügen!