Tag 24
Nach einem erfüllten Tag und einigen Stunden auf dem Fahrrad in der kalten Frühlingsluft, aber bei strahlendem Sonnenschein, bin ich auf dem Weg zurück nach Tokyo, wieder mit dem Shinkansen.
Das Programm, das ich mir vorgenommen hatte, schaffe ich auch heute nicht, dafür habe ich zwei schöne Begegnungen. Mit einer Fahrradfahrerin, die ich nach dem Weg frage, komme ich ins Gespräch. Ich berichte vom Grund meiner Reise und sie erzählt mir, dass das öffentliche Schulsystem Japans von Kyoto aus seinen Weg gegangen ist. Etwa um 1870 haben engagierte Bürger Kyotos eine Schule gegründet, um die Schulbildung aus den Tempeln in die öffentliche Hand zu holen. Passt ja genau zu meinen Arbeitsthemen in Sapporo. Wie schon Karl Valentin sagte: Es gibt keine Zufälle, nur Kismet, Schicksal… 😉
Kurz darauf werde ich auf Englisch nach einer Auskunft gefragt und wir setzen die Kommunikation auf Deutsch fort. Die ältere Dame kommt aus dem Elsass, lebt seit 35 Jahren mit ihrem Mann, einem Japaner, in Tokyo, ist Französischlehrerin und vertritt gerade für ein Jahr eine erkrankte Kollegin an einer französischen Schule in Kyoto. Bevor wir auseinandergehen, tauschen wir uns noch zum japanischen Schulsystem aus, sie und ihr Mann bestätigen meine Eindrücke.
Ich schwinge mich wieder auf’s Rad – eine bessere Entscheidung hätte ich nicht treffen können für diese zwei Tage, die langen Wegstrecken wären zu Fuß kaum zu bewältigen gewesen, und mit der U-Bahn hätte ich bei dem schönen Wetter auch gar nicht fahren wollen. Nach der angenehmen Nacht im Ryokan bin ich ja gut ausgeruht…
So ist der Tag für mich eine gute Mischung aus Kyotos Vergangenheit und Alltag. Ja, und auch für die „Mischung“ ist Karl Valentin ein Experte 🙂