Tag 22
Morgens und abends zur Rush-hour sind unwahrscheinlich viele Menschen unterwegs in Tokyo – und das auch sehr schnellen Schrittes, man reiht sich am besten in den Strom ein und schaut einfach, wo man den Absprung findet 🙂
Kurz vor neun Uhr sieht man dann viele im Laufschritt an den Arbeitsplatz eilen, da es in den meisten Firmen und in der Verwaltung pünktlich um neun Uhr los geht. Das habe ich auch schon in Sapporo mitbekommen. Es ist wohl auch üblich, dass die Abteilung zum Arbeitsbeginn zusammenkommt und eine Kollegin oder ein Kollege ein Grußwort zum Tagesstart spricht. Um zwölf Uhr gehen alle für eine Stunde in die Mittagspause, entsprechend viel los ist dann in den kleinen Lokalen, Fast-Food-Restaurants und Cafés in den zahlreichen Einkaufszentren, die es an jeder Ecke gibt. Nur abends pünktlich Schluss gemacht wird häufig nicht, zumindest in der Stadtverwaltung von Sapporo. Die Vorstellung, mich in dieses System einfügen zu müssen, fällt mir schwer, ich weiß schon sehr die Vorzüge der flexiblen Arbeitszeit zu schätzen, auch die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten, wenn Bedarf besteht. Beides kennt man so flächendeckend in Japan nicht, die Kolleginnen und Kollegen in Sapporo waren sehr erstaunt darüber. Na ja, das war beiderseitiges Erstauntsein!
Den heutigen Tag lasse ich in Bildern Revue passieren und versuche mich auf der Heimfahrt – natürlich wieder mit der „Yamanote Line“ – im Verfassen eines Haiku, einer japanischen Gedichtform mit drei Zeilen und – traditionell – jeweils fünf, sieben und fünf Silben:
Laute Stadt. Ruhe.
Der Gegensatz des Lebens.
Hier wie überall?